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Die ersten Versuche

Wir möchten das Vorspiel des spannenden Pro und Kontra im Felde der geotektonischen Hypothesen mit Abraham Gottlob Werner (1749-1817) beginnen. Seine Verdienste um die Grundsteinlegung der Geologie als Naturwissenschaft sind unbestritten. Näher darauf einzugehen, würde den Rahmen dieses Beitrags überschreiten. Seine räumlich aber doch eher beschränkte geologische Erfahrung führte ihn zu der falschen Erkenntnis, dass alle Gesteine, Basalte und Granite eingeschlossen, als chemische oder mechanische Ausfällungen im Wasser entstanden seien. Diese Ansicht wurde zum Grundpfeiler des Neptunismus (Neptun = römischer Gott der Gewässer), der vielleicht ersten Denkrichtung in der neu entstandenen Wissenschaft.
Illustration des brennenden Berges bei Saarbrücken
Stich von
Georg Arnould)
Werner kannte zwar die Erscheinung des Vulkanismus, erklärte sie aber, im Sinne dieser Auffassung, als Aufheizung und Aufschmelzung von Sedimenten infolge von in der Tiefe brennenden Kohleflözen. Mindestens ein Argument, dass Flöze brennen, die umliegenden Gesteine aufheizen und entlang von Spalten den Rauch bis an die Oberfläche dringen lassen, könnte ihm auch der „Brennende Berg“ bei Saarbrücken geliefert haben, der auch heute noch eine Attraktion darstellt und seinerzeit der Welt von kein geringerem als Goethe, der übrigens mit Werner befreundet war, bekannt gemacht wurde.

Die Antithese zum Neptunismus lieferte der Schotte James Hutton (1726-1797) mit dem von ihm vertretenen Plutonismus (Pluto = römischer Name des griechischen Gottes der Unterwelt). Hutton und seine Anhänger leugneten zwar die Rolle des Wassers bei der Bildung von Gesteinen nicht, hoben aber hervor, dass ein Großteil der Gesteine aus Schmelzen hervorgegangen ist, die aus großen Tiefen aufgestiegen und an der Oberfläche oder in oberflächennahen Bereichen abgekühlt und zu Gesteinen erstarrt sind. Außerdem vertrat Hutton als Erster die Ansicht, dass aufsteigende Schmelzen es vermögen langgestreckte Krustenteile emporzuheben, und so eine erste Hypothese zur Gebirgsbildung ansatzweise lieferte.

Dass verschiedene Teile des Festlands ehemals Meeresboden gewesen waren, darüber konnten vor allem die Funde von Meeresfossilien hoch oben in den Gebirgen ein Lied singen. Vorbei waren allerdings die Zeiten, da Johann Jakob Scheuchzer (1672 – 1733) noch diese Versteinerungen als Zeugnisse der Sintflut auffasste, also einer einzigen, erdumspannenden Katastrophe. Dessen Diluvianismus (diluvium = lat. Überschwemmung) trat der Katastrophismus des einer Hugenottenfamilie entstammenden Georges Léopold Chrétien Frédéric Dagobert Cuvier (1769 – 1832) entgegen. Der berühmte Anatom und Paläontologe hatte die Feststellung gemacht, dass die fossilen Faunen quer durch die Gesteinsschichten des Pariser Beckens ständig wechselten. Er ging gleichwohl von der damaligen Erkenntnis aus, dass die Arten unveränderlich seien. Deshalb schloss er, dass die Erde nicht nur von einer sondern von mehreren Katastrophen heimgesucht worden war, die jeweils die gerade existierende Lebewelt ausgelöscht hätten, worauf durch Einwanderung oder Neuschöpfung völlig neue Formen an Stelle der alten getreten seien. Der Annahme der Unveränderlichkeit der Arten sollte erst Charles Robert Darwin (1809 – 1882) durch seine Evolutionstheorie ein Ende setzen. Daran werden auch neuere Verfechter des so genannten Kreationismus nichts ändern können. Unsere Überzeugung ist es, nebenbei bemerkt, dass der Evolutionismus unter allen Hypothesen, die die Entwicklung unseres Planeten zum Thema haben, die einzige ist, die dem Begriff Theorie gerecht wird.

Aber zurück zu Cuvier und zu seiner Katastrophen- oder Kataklysmenhypothese. Aus heutiger Sicht können Katastrophen oder zumindest drastische Einschnitte in die Erdgeschichte nicht ausgeschlossen werden und sie können sehr wohl Teile der Tier- oder Pflanzenwelt ausgelöscht haben. Es ist aber nicht so, dass darauf eine hundertprozentig neue Lebewelt, etwa durch Schöpfung, entstand. Immer wieder hat es Organismengruppen gegeben, die auch erdumfassende Katastrophen überlebt haben.
Dann würden wir heute Cuvier die Frage stellen, was eigentlich die von ihm postulierten Katastrophen ausgelöst habe, wenn sie nicht Bestandteile eines geschichtlichen Entwicklungsprozesses waren? Gottes Strafe etwa? Zu Zeiten in welchen der sündenbehaftete Mensch noch gar nicht in Erscheinung getreten war, da der Abend des „sechsten Tages“ der Schöpfung noch bevorstand?

Auf dem Schöpfungsgedanken fußend, aber den Diluvianismus ablehnend, war Cuvier’s Kataklysmenhypothese ein untragbares Gedankengebäude, wenngleich ketzerisch. Und ketzerische Gedanken bergen immer den Keim der Veränderung, der Evolution, in sich.
Vorerst hatte aber die Evolutionsidee noch zu warten. Gleich zwei Schüler Werners waren es, die zu der Einsicht kamen, ihr Lehrmeister müsse mit seinem Neptunismus falsch liegen. Leopold von Buch (1775 – 1853) und Alexander von Humboldt (1769 – 1859), die übrigens gute Freunde waren, erkannten die Unabhängigkeit vulkanischer Prozesse von den im Meere ablaufenden „neptunistischen“ Vorgängen und erwiesen sich als die Fortführer der Ideen Huttons. Leopold von Buch entwickelte anhand der neuen Erkenntnisse seine vulkanische Erhebungshypothese, die als die älteste Hypothese der Gebirgsbildung schlechthin angesehen wird. Darin führt er alle Erhebungen der Erdkruste auf erdinnere (endogene) Kräfte zurück, die von unten nach oben, also vertikal, wirken und die sich unter anderem in vulkanischen Ausbrüchen äußern. Zusammen mit Alexander von Humboldt erbrachte von Buch auch eine erste Hypothese zur Erklärung von Erdbeben, wobei ein Zusammenhang zwischen Vulkanismus und Erdbeben angenommen wurde. Doch blieben beide Forscher dem Katastrophismus verschrieben, indem sie davon ausgingen, dass die erdinneren Kräfte „blind“ die Erde heimsuchten und deren statisches Erscheinungsbild bloß „kataklysmisch“ in Abschnitte unterteilten.
James Hutton (1726 - 1797)
Quelle: Wikipedia
Johann Jakob Scheuchzer (1672 - 1733)
Quelle: Wikipedia
Dr. Carl Strutinski
Zwei Jahrhunderte Geologie
Von Abraham Gottlieb Werner zu Samuel Warren Carey
George Cuvier (1669 - 1832)
Quelle: Wikipedia
Leopold von Buch (1775 - 1853)
Quelle: Wikipedia
Alexander von Humboldt (1769 - 1859)
Quelle: Wikipedia
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