Plattentektonik passé -
Wie Mantelströme und Erdwachstum den indopazifischen Raum gestalten
Zusammenfassung.
Im Unterschied zu Plattentektonik auf einer gleich groß bleibenden Erde, bei der das Interagieren von starren Platten die tektonischen Prozesse innerhalb der Lithosphäre bestimmt, besteht der Ansatzpunkt der vorliegenden Arbeit darin, die wachsende Erde als Axiom zu akzeptieren und Mantelströme als Motoren tektonischen Geschehens zu betrachten. Dieses Modell wird anhand der Gegebenheiten innerhalb des indopazifischen Raumes vorgestellt, wobei der zeitliche Rahmen das Intervall mittleres Jura - Gegenwart (170-0 Ma) umfasst. Ein äquatorialer Mantelstrom auf einer geringfügig wachsenden Erde, dessen Bildung ursprünglich durch differentielle Rotation erfolgte, bedingte gemäß des vorgestellten Modells die ersten orogenetischen Prozesse innerhalb der sich darüber befindlichen Tethys. So wurde der Grundstein für das Alpen-Himalaya-Orogen gelegt, ein Duplex-System, das durch die Existenz eines nördlichen linkssinnigen und eines südlichen rechtssinnigen Seitenverschiebungsbündels gekennzeichnet ist. Das äquatorumspannende ostwärts gerichtete Strömen wurde ab dem mittleren Jura durch die Emporhebung eines riesigen Mantelwulstes unterbrochen, der sich im Zuge eines beschleunigten Erdwachstums im Raume des heutigen Westpazifiks herausbildete und an der Oberfläche die Enstehung des Darwin-Rückens – im Grunde genommen des Ur-Pazifiks - veranlasste. Der Mantelstrom wurde genötigt, diesem Hindernis auszuweichen, und verzweigte sich in ein Nordpazifisches und ein Südpazifisches Randsystem (NPRS bzw. SPRS), die dazu beitrugen, dass Gesteine und Faunen des äquatorialen Tethys-Bereiches zumTeil bis weit in die gemäßigten Zonen verfrachtet wurden. Heute treffen wir sie u.a. in Japan und im Fernen Osten Russlands auf der Nordhalbkugel und in Neuguinea, Neukaledonien und Neuseeland auf der Südhalbkugel an. Um 120 Ma, als auch schon der Indische Ozean in seiner Urform existierte, fand ein Flutbasalt-Ereignis statt, das einen Teil Nordostindiens und einen wahrscheinlich mit ihm noch verbundenen Mikrokontinent, der den heutigen Raum des Golfs von Bengalen einnahm, mit einer mächtigen Basaltschicht bedeckte. Das führte zur Bildung eines weit ausgedehnten Basaltplateaus. Gemäß der hier vertretenen Hypothese handelt es sich um das Ontong-Java-Plateau (OJP), das sich heute östlich der Salomon-Inseln am Rande des Westpazifiks erstreckt. Durch die Aktivität des Wharton-Rückens im Ostindik wurde das OJP von Indien getrennt und wanderte die nächsten 75 Ma passiv nach Osten oder Südosten. Im mittleren Eozän (um 45±5 Ma) begann sich der indische Subkontinent nach Norden in die „weiche“ Tethys-Zone vorzuschieben, was den äquatorialen Mantelstrom ein zweites Mal nötigte auszuweichen. Er tat dies (nun als Sundaland-Mantelstrom, SMS), indem er um das Namche-Barwa-Knie Richtung Südosten auswich. Zeitweise funktionierte dann darüber ein neues Duplex-System, das im Norden durch das linkssinnige Red-River-Bruchsystem, im Süden durch ein Bündel rechtssinniger Seitenverschiebungen begrenzt wurde. Der SMS hat es dank seines Impetus bewirkt, womöglich Transformstörungen des Wharton-Rückens als Schwachstellen nutzend, den extrem nordöstlichen Teil des Indiks von diesem zu trennen und ihn seitwärts in Form des Westphilippinischen Beckens liegenzulassen. Die „indischen“ chemischen und isotopischen Merkmale der MOR-Basalte des Letzteren sind die triftigsten Argumente im Sinne der hier vorgebrachten Hypothese. Der SMS hat nicht nur Sundaland (größtenteils Indochina und Indonesien umfassend) südostwärts verfrachtet, sondern auch Bruchteile des Indiks (Celebessee, Ontong Java) und hat – zumindest an seiner Südflanke - gebirgsbildend gewirkt. Dadurch entstand unter anderen ab 45 Ma ein vulkanischer Bogen, den man über 14000 Kilometer von Burma bis zu den Salomonen verfolgen kann. Durch die Annäherung des sich südostwärts bewegenden „weich“ unterlagerten Sundalands an den australischen Block kam es zu einer Verformung des Bogens, der im Falle Sulawesis krakenartige Umrisse annahm. Des Weiteren bildete sich ungefähr ab Mitte des Miozäns unter der Molukkensee ein Ausweichstrom, der den SMS nach Norden durchbrach und zum Teil dessen Flanken mitriss. Infolgedessen wurde das Molukken-Duplex-System ins Leben gerufen, seitlich von den vulkanischen Bögen Sangihe im Westen und Halmahera im Osten begrenzt, die sich nordwärts in den Philippinen fortsetzen und bis heute aktiv sind. Zeitgleich entstand im Süden der Indonesischen Inseln über abgeänderten Kurs des Rest-SMS der Banda-Bogen, der die Bandasee vom Indischen Ozean abschnitt. Der östlichste Abschnitt des SMS im Norden Neuguineas kam allem Anschein nach zum Erliegen beziehungsweise begann rückwärts (westwärts) zu „kriechen“, was aufgrund der Tätigkeit des linkssinnigen relativ jungen Sorong-Ramu-Markham-Systems gefolgert werden kann. Für das heute am Rande des Westpazifiks sich erstreckende Ontong-Java-Basaltplateau werben nicht nur seine Umrisse, sondern auch geophysikalische und geochemische-isotopengeochemische Argumente zumindest indirekt dafür, dass es im Indik, nicht aber im Pazifik entstanden ist, wie die Plattentektonik annimmt. Sein „Schweif“ sollte folgerichtig nicht der Louisville-Rücken, sondern der 90-Ost-Rücken sein. Die Geochemie und Isotopengeochemie seiner Basalte, verglichen mit jenen der beiden Rücken, scheinen diese Vermutung auch zu unterstützen. In letzter Konsequenz folgt daraus, dass nicht der Louisville-, sondern der Amsterdam-St. Paul-Hotspot den Manteldiapir markiert, der das Ontong-Java-Plateau gebildet hat.
aus: Carey, S.W. (1988): Theories of the Earth and Universe. Stanford University Press/ Übersetzung und Kommentar: Dr. Carl Strutinski (2017)
Seit der Kuhnschen Revolution der 1960er Jahre, die zur Etablierung der Plattentektonik führte, wurde die Gültigkeit dieses Dogmas von allen „respektablen“ Wissenschaftlern anerkannt. Immer wenn ein neuer Fakt erscheint, wird er automatisch im Lichte dieses Dogmas ausgelegt, wenngleich er genauso gut oder noch besser anders erklärt werden könnte. Und wenn er noch dazu im Lichte der Erdexpansion dargestellt wird, wird der Befund von den Referenten zur Überarbeitung zurückgeschickt oder sogar als naiv abgelehnt. Die amerikanischen wissenschaftlichen Zeitschriften waren während der 1930er, 1940er und 1950er Jahre die eifrigsten Opponenten all dessen, was heute als Plattentektonik aufgefasst wird, und seit der Revolution sind sie die Eifrigsten in der Zurückweisung all jener „naiven“ Modelle, die demjenigen der Plattentektonik widersprechen....zum kompletten Text als pdf
Giancarlo Scalera
Die unregelmäßige Verteilung der Erdbebenherde in der Wadati-Benioff-Zone (2008)
Auszug aus dem Aufsatz „Great and old earthquakes against great and old paradigms – paradoxes, historical roots, alternative answers“ (Große und alte Erdbeben im Gegensatz zu großen und alten Paradigmen – Paradoxa, geschichtliche Wurzeln, alternative Antworten), erschienen in Adv. Geosci., 14, 41-57, 2008/ Übersetzung und Anmerkungen: Dr. Carl Strutinski (2017)
Orogenese auf einer wachsenden Erde
oder
Wie man zum Erdexpansionisten wird
In dieser Arbeit schildert Dr. Carl Strutinski seinen ganz persönlichen Werdegang zum Vertreter der Hypothese einer expandierenden Erde. Gleichzeitzig erhält der Leser einen Einblick in die komplexen Probleme und auch Widerstände innerhalb der Geowissenschaften, mit denen die Vertreter dieser Sichtweise konfrontiert sind. Im Hauptteil dieser Arbeit gibt Dr. Strutinski einen Überblick über den derzeitigen Stand seiner Forschungen.
Im Nachwort formuliert er seine Hoffnungen für die Zukunft:
"In Anbetracht der Tatsache, dass es inzwischen eine große Anzahl von Beobachtungen gibt - von denen ich hier nur einige erwähnte -, welche die aktuell am weitesten akzeptierte Hypothese der Plattentektonik schlecht bis überhaupt nicht erklären kann, wäre es angebracht, diejenigen Wissenschaftszweige, die sich mit dem Vermessen des Erdkörpers beschäftigen (Physik, Geodäsie) darauf hinzuweisen, ihre Berechnungen nicht mit der vorgefassten Meinung oder dem Axiom zu bewerkstelligen, unsere Erde hätte sich in den letzten 100-200 Millionen Jahren nicht wesentlich an Masse und Volumen verändert. Desgleichen finde ich die starre Denkweise, die ich sowohl bei Befürwortern der Plattentektonik als auch bei denjenigen der Hypothese der Erdexpansion in verschiedenster Weise feststelle, kontraproduktiv, wenn es gilt, uns der Realität anzunähern. Damit will ich nichts anderes sagen, als dass auch in Bezug auf die Erdentwicklung Heraklits Ausspruch panta rhei seine volle Berechtigung hat. Wir können zwar davon ausgehen, dass die Geschwindigkeiten, mit denen sich verschiedene Mantelsegmente (parallel zur Erdoberfläche) „fließend bewegen“, stark schwanken, weshalb wir die trägsten konventionell als „unbewegt“ betrachten können. Doch sollten wir niemals davon ausgehen, dass die darüber befindliche starre Kruste nicht imstande wäre, diese Unterschiede entsprechend abzubilden. Sie tut es zwar, indem sie bricht, doch die Anordnung und Spezifität der Brüche gibt Aufklärung über die Bewegungsrichtungen im darunter „kriechenden“ Mantel. Das von Plattentektonikern wie auch von den meisten Erdexpansionisten entworfene Bild einer starren Kruste mit Kollisionen einerseits und passiv nach oben verfrachteter Kruste andererseits – dieses Bild wird auf lange Sicht nicht aufrechterhalten werden können. ...mehr