Zweiter Teil
Ausweitende Ozeane und Wachsende Kontinente
Konstrukteure von Paläo-Globen haben gewöhnlich, der Einfachheit wegen, das „Konto“ von vorhandenen Flächen-Einheiten bevorzugt. Ich selber bin aber zu der Überzeugung gekommen, dass ein „Konto der sich laufend anpassenden Spannungen“ von gleicher Wichtigkeit ist. Ich möchte deshalb die zweite Hälfte meiner Abhandlung, über Ozeane und Kontinente, mit einer Hervorhebung von asthenosphärischen Spannungen und kontinentalen Zusammenhängen beginnen. Wenn dann eine Übersicht über Spannungsrichtungen einmal vorliegt, verbildlicht als drei Riemen, die während des Eozäns zu einem einfachen Gürtel reduziert wurden, dann ordnen sich die Teil-Argumente und die vorhandenen Erdflächen von selber ein.
Drei Riemen und ein Gürtel
Als die Kruste unseres Planeten während der Jurazeit ernsthaft aufzureißen begann, da erschienen Risse, die sich später zum Pazifik, Atlantik, und Indik ausweiteten. Diese ersten Risse befanden sich innerhalb eines breiten Streifens, der am Äquator rund um die Erde verlief. Das mag bedeuten, dass unser Planet schon seit langer Zeit eine an den Polen abgeplattete Sphäre darstellte und dass die ersten größten Dehnungs-Risse deshalb einem Äquator entlang aufplatzten. Die größeren Risse erschienen etwas unterhalb der Mitte und verlängerten sich dem gegenwärtigen Süden zu. Als Meere vereinigten sie sich schließlich im Süden, und dort weiteten sie miteinander die Meeresflächen der südlichen Halbkugel aus.
Als unsere Ozeane noch jung und auf sich selber bezogen waren, das heißt während der Jurazeit, ehe Afrika, Südamerika und Australien voneinander abgetrennt wurden, bestand die aufgerissene Kruste unseres expandierenden Planeten aus drei Krusten-Streifen, welche wie drei Riemen im Norden und im Süden noch aneinander hingen. Alle drei dieser Kontinentalstreifen wurden schon während der Jurazeit ihrer Mitte entlang stark auseinander gezogen. Große Streckzonen entstanden deshalb dem Mittel-Meer entlang, in Mittelamerika und in Austral-Asien. Ein jüngeres Gebiet starker Zerstreckung entstand in der Arktis. Einer der drei kontinentalen Riemen-Streifen verlief von der Arktis über Nordamerika nach Süd-Amerika, der nächste von der Arktis über Eurasien nach Australien hin und der dritte von der Arktis über Eurasien nach Afrika. Alle drei Kontinentalstreifen sind heute noch im Norden miteinander verbunden, sie wurden aber im Süden auseinander gebrochen. Heute sieht man alle drei Streifen frei und lose auf der südlichen Halbkugel hinunter baumeln.
Weil die drei Riemen-Streifen im Süden zuerst voneinander abrissen und weil durch ihr Brechen die Dehnspannungen in den anderen Streckzonen aufgelockert wurden, brauchten sie im Norden nicht ganz so schnell auseinander zu reißen. Die Spitze Südamerikas saß bis zum Eozän in der Bucht Australiens. Diese zwei südlichen Kontinente trennten sich vor etwa 43 Millionen Jahren, als der aus vier Kontinenten bestehende Weltgürtel im Süden zerbrach.