Die Modellierung und Hochhebung der Bergzüge
Immer wenn ich während einer Debatte die Subduktions-Hypothese wegen Mangels an empirischen Beweisen verwerfe, wird mir statt Beweisen nur eine Vorwurfsfrage angeboten: “Wie anders lässt sich denn die Hochhebung und das Vorhandensein von Bergzügen auf unseren Kontinenten erklären?” In der Tat werde ich die Heraushebung und die Gegenwart der Bergzüge nach ein paar kurzen Minuten erklären. Doch zuvor möchte ich die Perspektive eines Pioniers der Platten-Tektonik anerkennen.
Im Mai 2002 fand in La Junta, Colorado, die Konferenz über “Neue Konzepte der globalen Tektonik (NCGT)” statt. Unter den Teilnehmern war ein emeritierter Professor der Geologie - Robert G. Coleman - in einem Gespräch mit Professoren aus Russland, Griechenland und Deutschland. In seinen jungen Jahren besuchte er Deutschland wo er betreffs Wegeners Aussagen über wandernde Kontinente so einiges erfahren hat. Während seiner aktiven Jahre an der Stanford Universität hat er mitgeholfen, die Theorie der Platten-Tektonik in Amerika zu etablieren. Er brachte das Studium von “Ophioliten” in den Vordergrund.
Unter dem Eindruck der großartigen Berge von Colorado war es unmöglich, eine unwichtige Frage zu stellen, wie es denn auch dem Professor unmöglich war, eine schlechte Antwort zu geben. Meine Frage zielte auf den Punkt: “Was hat die Theorie der Platten-Tektonik über diese Berge zu sagen?” Seine unverzügliche Antwort war: “Nichts.”
Überrascht, dass wir beide einverstanden waren, fragte ich weiter: “Warum nichts?” Er antwortete: “Es gibt hier in der Nähe keinen Ozean, wobei die Subduktion sich auswirken könnte.”
Klar und einfach gesagt, die Theorie der heutigen Platten-Tektonik kann die Entstehung der Gebirgszüge weiter im Inland nicht erklären. Ich persönlich würde dazu allerdings noch sagen, dass sie auch betreffs der Strömungen im Mantel und der Subduktion von Ozeanböden außerhalb theoretischer Zeichnungen nichts vorzuzeigen hat. Auch die Vulkane der Kaskaden, bei denen ich in Oregon wohne, kann sie nicht zu meiner Befriedigung erklären. Es ist deshalb an der Zeit, den Vorgang der Gebirgs-Modellierung an Hand eines einfachen Kitt-Scheiben-Experiments auf einem expandierenden Ballon vorzuführen.
Eine Scheibe Kitt für einen Bretterwinkel
Vor etwa zehn Jahren sah ich mir zum ersten Mal einen Lehrfilm an, der die Theorie der Platten-Tektonik illustrierte. Zwei Bilder sind mir von dieser Anschauung her mit besonderem Eindruck geblieben. Ich erinnere mich noch genau an die erwähnte Ozeanspalte, die einst dem Ural entlang das ganze Eurasien aufgeteilt haben soll. Auch erinnere ich mich noch an die weitwinkelige Zusammenfügung von zwei Brettern, die bezwecken sollte, die Subduktion von Ozeanböden zu illustrieren. Ich möchte dieser Herausforderung nun endlich einmal nachkommen und werde deshalb einen Klumpen Fensterkitt diesem Bretterwinkel gegenüber auflegen.
Schon im Jahre 1979 habe ich Kontinente in Form von Kitt-Scheiben auf einem expandierenden Ballon simuliert. Bereits damals habe ich für die Erdausdehnung argumentiert und längsgerichtete Dehnungsfalten (Tensile Folding), hochgestülpte Plattenränder (Flanschen) und eine relative Expansionsströmung (relative Expansion Flow) beobachtet. Ich habe auf Risse hingewiesen, die in der Erdkruste unter präkambrischen Geosynklinalen sich gebildet haben müssen. Und ich schrieb über Magma-Einpressung von unten her. Weil aber meine angeführten Konzepte in offiziellen Fachbüchern nicht zu finden waren, hat sich niemand getraut, meine Erkenntnisse zu verstehen, geschweige denn ernsthaft zu berücksichtigen.
Zum Zweck dieser Abhandlung habe ich eine Methode entwickelt, wobei ich nun die Unterseiten meiner "kontinentalen" Fensterkitt-Scheiben als Prüfkörper vorlegen und sichtbar machen kann. Ich habe einen Klumpen Kitt zu einer Scheibe geknetet und einen Ballon aufgepumpt. Eine Abstimmung von Sprödigkeit, Zähigkeit und Anklebefähigkeit musste dabei erzielt werden. Weil ich aber keinen Einfluss auf die Glätte der Ballonoberfläche hatte und auch keine Mittel hatte, die Anziehungskraft der Erde zu simulieren, so konnte ich nur noch die Klebrigkeit der Kitt-Scheibe versuchsweise abändern.
Es gab Hochstülpungen entlang der Kontinentalränder, und wenn dann ein bedeutender Bruch an der Oberfläche erschien, folgerte ich, dass eventuelle Risse unten an der Kitt-Scheibe größer sein müssten. Es musste so sein, weil die Oberfläche eines expandierenden Ballons sich verflacht. Ich bereitete eine Pfanne Gips für einen Überguss vor, und mit dessen Hilfe konnte ich dann die Kitt-Scheibe unberührt vom Ballon abheben.
Bei wirklichen Vorgängen im Innern der Erde wären durch die relative Expansionsreibung an der Unterseite der Kruste alle Beulen und Öffnungen gleich mit Magma und metamorphisierten Gesteinen angefüllt worden, mit der gleichen Geschwindigkeit, wie sie aufgerissen wurden.
Ich goss dann eine Stuck-Gipsmasse in die erzielte Form. Oben am Abguss sind Dehnungsfalten zu sehen, welche die Anfangsform aller parallelen Gebirgszüge illustrieren. In Gegenden größerer Spannungen wurden tiefe Spalten aufgerissen. Diese laufen alle dem Umriss der Kitt-Scheibe parallel entlang. Die meisten Gebirgszüge auf den Kontinenten unseres Planeten liegen auch so da. Der Herausforderung durch die populäre Platten- Tektonik mit ihren stark abgewinkelten Subduktionen von Ozeanböden ist mit dieser Widerlegung durch ein einfaches tektonisches Kitt-und-Ballon-Experiment zur Genüge begegnet.
Mit diesem Versuchsmodell erhielt ich nur eine einzige Reihe von aufgerissenen Spalten. Das war eine Beschränkung des Experiments. In wirklicher Geogeschichte wären solche Spaltformen sogleich mit heißen Materialien angefüllt worden - zur gleichen Zeit, wie sie aufgerissen wurden. Langsam würden sie sich dann abgekühlt haben und zäh erstarrt sein. Das bedeutet, dass parallele Reihen von Spalten nebeneinander aufgerissen und angefüllt werden.
Eine Randbemerkung über ein Detail dieses Experiments sollte noch erwähnt werden. Ich habe mir alle Mühe gegeben, den Kitt glatt und eben auf den Ballon aufzulegen. Doch an einer Stelle habe ich absichtlich unten eine dünne Falte erlaubt, welche der Richtung um neunzig Grad entgegen lief, in der ich die Hochstülpung erwartete. Ich wollte sehen, was mit solch einer Gegenfalte geschieht.
Kein Spalt wurde quer durch diese Falte gerissen. Aber dafür haben sich im rechten Winkel kleine Risse gebildet. Diese Seitenrisse sind nicht als Kreuzungen entstanden, die sich gegenüberliegend organisiert haben, sondern die Kruste wurde einfach der Probefalte entlang an jeder Seite aufgerissen, wo immer auch die Spannung der Expansionsreibung den Zusammenhangsfaktor der Kitt-Scheibe übertraf. Wir haben hier einen klaren Fall von Reiß-Verschiebungen - von gleicher Art, wie sie im Ozean den Dehnspalten und Rissen entlang zu sehen sind. Solche Verschiebungs- und Umwandlungsrisse entstehen, weil die Erdkruste bei allgemeiner Erdausdehnung nach allen Richtungen hin auf einmal gezogen wird. Inzwischen brechen die Spalten aber zufälligerweise auf, wo immer und wann immer die Spannung zum Aufreißen reicht. Weil die Meeresböden dünner als die Kontinentalplatten sind, brechen derartige Verschiebungsrisse dort leichter als bei den dickeren Kontinenten bis zur Oberfläche durch.
Ein weiteres Experiment hat zu einem unerwarteten Ergebnis geführt. Mein derzeitiges Quantum von Kitt war zu trocken. Die Scheibe saß und rutschte auf der Gummifläche, als ob die Expansionsreibung keine Rolle spielte. Es schien, als ob dieses Experiment keinen Gipsüberguss verdiente. Jedoch wissenschaftliche Gewohnheit war entscheidend, und das Experiment wurde zu Ende geführt. Ich erhielt eine Miniatur-Landschaft, die mit „Granitkuppeln“ bedeckt ist. Ich erkannte diese Landschaft sogleich wieder, da ich sie schon in Afrika gesehen hatte.
Von Baby-Bergen bis hin zu greisen Bergzügen
Beweise für eine Widerlegung der subduktions-orientierten Platten-Tektonik sind mir während der gleichen Lehrfahrt in Colorado wiederholt vor die Augen gekommen. Dreißig Jahre früher schon, als ich die Bergzüge der Mojave Wüste und des Großen Basin überquerte, habe ich deren Ursprung als heiße Einpressungen von unten her durchdacht. Bis ich dann in Kalifornien einfuhr, vermutete ich „Baby Rocky Mountains“ unter der Schwulst der Hochebene des östlichen Colorado.
Neben dem Colorado Highway 10 sah ich meine ersten Baby Rocky Mountains elf Meilen nord-östlich von Walsenburg und einen zweiten Durchbruch beim 28. Meilenpfosten derselben Straße. Diese jungen Eruptivgipfel von unterirdischen Gebirgszügen sind als Rattlesnake Buttes (Klapperschlangen-Butten) bekannt und sind heute noch leicht zu übersehen. Neben ihnen breiten sich noch weite Strecken geologisch alter Überlagerungs- und Ablagerungsschichten aus, welche derzeit schneller als diese jungen Bergspitzen erodiert werden.
Die Verwitterungs-Produkte werden hier von Flüssen nach Osten abgeschwemmt, und sie tragen dazu bei, dass die Erdschichten im mittleren Westen durch die anwachsende Überlagerung hier und dort ein wenig tiefer gedrückt werden. Dieser Kreislauf übt dann wiederum einen zunehmend tiefen Druck nach Westen hin aus - unterhalb Colorado -, und diese niederen Berggipfel sind somit zum Aufsteigen bestimmt. Mit der Zeit werden sie mehr und mehr freigelegt, und die Erosion wird sie zur besseren Anschauung abbürsten.
Die klimatische Erosion ist aber nicht der Hauptmotor für die Entstehung und Hochhebung der Gebirge. Die Erdausdehnung selber ist dieser Motor. Die Energie und das Material zur Gebirgsbildung kommen von unterhalb der spröden Erdkruste. Dort werden die Berge vor-modelliert. Weil der Planet sich dehnt, müssen die mittleren Gebiete der Kontinente sich senken und sich der neuen Wölbung anpassen. Und bei dieser Senkung bringen sie zentral gelegene Ebenen zustande, welche manche Erdwissenschaftler „Kratone” nennen.