Erster Teil
An der populären Platten-Tektonik vorbei zur Hochhebung der Berge
Die Geschehnisse, von denen hier berichtet wird, übertreffen alle Geschichten, die wir in den letzten Jahrzehnten über Meteoreinschläge auf unserem Planeten oder über andere Naturkatastrophen aus der Vorzeit gelesen haben mögen. Das Aufreißen der Ozeane zwischen unseren Kontinenten, das Aufsteigen der Gebirge und der große Bruch des aus Kontinenten bestehenden Erdgürtels während des Eozäns sind schöpferische Ereignisse, die in den Dehnungsspuren der Erdkruste nachgelesen werden können. Und das alles kann erklärt werden, ohne die riskante Subduktions-Hypothese der populären Platten-Tektonik mit ihren Magmakreisläufen im Mantel bemühen zu müssen.
Als im Jahre 1979 ein nach Pangäa hin orientierter Paläontologe mich dazu herausforderte, meinen ersten Paläo-Globus zu konstruieren, da wusste ich noch nichts über Alfred Wegener - auch noch nichts über die Tatsache, dass verschiedene Leute schon vor mir solche Erdmodelle angefertigt haben. Paläo-Modelle vom Planeten Erde wurden produziert, hauptsächlich um zu erforschen, ob die Konturen der Kontinente über dem Atlantik “draußen” eventuell auch noch zueinander passen.
Die parallelen Konturen des Atlantik wurden schon im Jahre 1596 von dem Kartenzeichner Abraham Ortelius bemerkt. Die Möglichkeit besteht, dass schon dieser Mann vom Herstellen eines Paläoglobus geträumt hat. Doch natürlich waren seine Karten noch nicht gut genug für solch ein Unternehmen.
Paläogloben stellen nicht die einzigen Mittel dar, mit denen man für die Ausdehnung unseres Planeten argumentieren kann. Für jedes Argument gibt es Sachverhalte, die von der Opposition her definiert werden. Meine Kontrahenten oder Andersdenkende sind überzeugt, dass es tektonische Platten gibt. Ich bin das auch - und darüber hinaus benutze ich empirische Daten, die von eifrigen Platten-Tektonikern gesammelt wurden. Diese Leute glauben auch, dass es Dehnspalten gibt, die dem sich ausweitenden Ozeanboden entlang laufen. Ich glaube auch dies, obwohl ich zudem davon überzeugt bin, dass sich die Ozeane besser verstehen ließen, wenn man ihre Böden positiv, als Ankrustungen wachsender Kontinente, bewerten würde. Zudem würden die meisten der Kontrahenten gerne auf einem ewig festen Planeten wohnen. Auch ich würde dies bevorzugen. Doch leider ist es nicht in meiner Macht, solch einen Wunsch zu erfüllen. Die Erde tut eben, was die Erde tut. Die Platten-Tektoniker arbeiten im Schatten von Alfred Wegener, und Wegener arbeitete unter einem Schatten, über den weder er noch seine Nachfolger genügend nachgedacht haben.
Die Kontinente dem Alfred Wegener gemäß
Alfred Wegener hat im Jahre 1915 erstmals sein Buch über Die Entstehung der Kontinente und Ozeane veröffentlicht. Darin hat er dargelegt, wie die Kontinente aus ihrem Pangäa-Zusammensein hervor- und auseinandergingen. Seine Gedanken prallten auf allgemeinen Widerstand; doch mit der Zeit wurde die Möglichkeit, dass Kontinente wandern, allgemein gebilligt.
Als dann seit dem Zweiten Weltkrieg die amerikanische Initiative, alle Ozeane der Welt zu erforschen, zu überraschenden Entdeckungen führte, da haben die seefahrenden Erdwissenschaftler auf die Theorie von Alfred Wegener zurückgegriffen. Sie verbanden seine Annahmen über “wandernde Kontinente” mit ihren neuen Entdeckungen betreffs tektonischer Platten, weltweiten Dehnspalten und symmetrisch-magnetischen Streifen samt Chronologie. Sie gaben dieser Kombination einen Zusammenhalt, indem sie noch die Unterschiebung von Ozeanböden zusammen mit Konvektionsströmungen im Mantel hinzufügten. In der Begeisterung über die neuen Entdeckungen schwelgend und unter der Ägide der Naturwissenschaften stehend, merkte man im Allgemeinen nicht, wie Wegener selbst sowie seine neuzeitlichen Anhänger sich noch unter einer Wolke alter Mythologie abmühten.
Natürlich beweist dieses Faktum an sich nicht, dass sie alle falsch dran sind. Sicherlich enthält die alte Mythologie manches Richtige. Doch dürfte diese Erkenntnis ein Anlass zur vorsichtigen historischen Überprüfung des Stoffes sein.
Es sind zwei mythische Konzepte, die im Schatten von Alfred Wegener den Studierenden der Platten-Tektonik immer noch zum Verhängnis werden. Zum ersten ist da das “zentralgelegene Land”, vom Weltmeer umgeben, und zweitens gibt es da noch das “Meer in der Mitte.” Wegener lebte unter dem Einfluss von beiden.
Alte mesopotamische Landbewohner sahen ihr All-Land (Pangäa) als zentral gelegen an. Es wurde von Flüssen bewässert und war umrandet vom grenzenlosen und meist unbekannten Weltmeer.
Die Heimatländer der Handelsleute, die das Mittelmeer durchkreuzten und sich an dessen Küsten klammerten, waren alle schön um dieses Zentrum herum gelegen. Ihr “mittleres Meer” ersetzte die Zentralität der Flüsse Euphrat, Tigris und Nil. Weiter außerhalb in dieser Geografie, hinter den ihnen bekannten Ländern, glaubte man immer noch umrandet zu sein vom Weltmeer des nah-östlichen Altertums. Das gesamte geografische Modell, zusammengestellt vom umrandenden Weltmeer und dem Meer-der-Mitte, wurde im westlichen Bewusstsein zu einem etablierten Urbild.
Als Alfred Wegener die sich anpassenden Küstenlinien des Atlantik ansah, brachte er in seinem modernen Weltmodell all die Lande zurück, die von ihrer Ur-Einheit “Pangäa” aus abgewandert zu sein schienen. Die Vorstellung Wegeners von einem All-Land “Pangäa” war nicht unbedingt eine schlechte Idee. Wenn es nicht von Anfang an von dem halbmythischen Weltmeer “Panthalassa” umschwemmt worden wäre, hätte dieses Konzept eventuell noch anständig verbessert werden können. Für den westlichen Kopf von Wegener bedeutete das aber, dass die Küstenlinien nur dem zentralen Meer entlang passen mussten - und, was Pangäa anbetrifft, so war dieses Meer der Atlantik. An ihren Außenseiten war es dann den Kontinenten erlaubt, frei in das Weite und Unbekannte hinaus zu schwappen. Der Zufall, dass die Küstenlinien des Atlantik viel leichter als in anderen Meeren einander angepasst werden können, schien die mythologische Dimension von Wegener zu bestätigen.
Heutzutage wird das Faktum von Pangäa-orientierter Meeresausdehnung in der Lehre über die Platten-Tektonik zumeist mit den leicht anzupassenden Küstenlinien des Atlantik vorgeführt. Um dieses Vorteils willen wird das Pangäa-Konzept uns wohl auf lange Zeit begleiten. Es kommt noch hinzu, dass manche subduktions-orientierten Wissenschaftler noch immer vom “Mittleren-Meer-Gespenst” verfolgt werden. Innerhalb Pangäas genehmigen sie dem Atlantik eine Sonderstellung, nämlich eine Ausnahme vom Naturgesetz, das die postulierte Subduktion von Meeresböden in anderen Ozeanen erfordert. Im Atlantik finden sich fast gar keine tiefen Meeresgräben. Diesem Ozean ist es deshalb vorerst erlaubt, sich auszudehnen, ohne dass er seine Böden in die Tiefe versenken muss!
Natürlich kann diese Ausnahme vom mutmaßlichen Naturgesetz nicht einmal ein erstes Aufflackern von Vernunft aushalten. Der neuen magnetischen Ozeanboden-Chronologie entsprechend findet man auch im Indik und Pazifik ähnliche Mengen von Epoche-Streifen und -Flecken, die seit der Jurazeit entstanden sind. Um einen gerichteten Vergleich zu vermeiden, lässt man den ganzen Indik und Pazifik in der Panthalassa und deren Zauber aufgehen. Ein Weltmeer, das dem mythologischen Erbe von Wegener nahesteht, durch die zentrale Gegenwart von Pangäa unterstützt, kann sicherlich jede Menge von Ozeanböden verschlingen. Warum soll ein all-umfassendes Weltmeer dies nicht können?
Die Funktion der tiefen Meeresgräben, als Orte der Subduktion, hat keinen Platz in einer empirischen Wissenschaft. Diese Annahme beruht lediglich auf der blinden Behauptung, dass tiefe Meeresgräben keine einfache Erschütterungs- oder Dehnungs-Überbleibsel sein können. Demgegenüber waren aber die Forscher von Anfang an überrascht, dass das Sediment in den mutmaßlichen Subduktionsgräben ungestört und gleichen Alters neben den umgebenden Flächen dalag. Es war nirgendwo eine Aufschiebung oder Überschiebung zu finden. Dafür gab es aber Risse, die im Graben der Länge nach liefen, als klares Anzeichen von kleinen Bewegungen in die “falsche” Richtung. Eine riesige Fläche von Ozeanbodenkruste, welche zwei Drittel der ganzen Erdkruste des Planeten entsprechen würde, hätte in diesen mutmaßlichen Subduktionsgräben oder einfach „irgendwo“ in der großen Panthalassa spurlos verschwinden müssen - und das alles in weniger als 200 Millionen Jahren.
Es ist verständlich, dass jemand, der an einen Subduktionsvorgang glauben möchte, dann an den mutmaßlichen Subduktions-Zonen nach allen möglichen Spuren sucht. Abfallende Erdbeben-Zonen, die sich unter die Meeresküsten neigen, sogenannte Benioff Zonen, wurden schon für solche Beweise erwähnt. Doch die Expansionsreibung kann diese Zonen viel leichter erklären. Die verschiedene Dicke, die zwischen kontinentaler und ozeanischer Kruste besteht, bedeutet, dass der Grenze zwischen Land und tiefer See entlang es nicht nur in Richtung Meer oben an der Kruste einen sich neigenden Schelf geben muss, sondern auch einen entsprechenden Anstieg des Mantels, ebenfalls in Richtung Meer, unterhalb der Kruste. Insofern muss unsere postulierte Expansionsreibung dann notwendigerweise diese Steigung aufwärts “rumpeln”. Und dadurch lassen sich tatsächlich alle Erdbeben in den sogenannten Benioff-Zonen erklären.
Es gibt noch eine weitere Auswirkung des Dehnungsvorgangs, welche zusätzliche Erdbeben in einer Benioff-Zone zustande bringen kann. Die Expansionsreibung zwischen Mantel und der Unterseite der Kruste tendiert zum Hochstülpen der Platten-Kanten, was ich früher einmal mit „Flanschen“ bezeichnet habe. Diese Hochstülpungs-Tendenz steigert den Anstiegswinkel des Mantels so lange, bis dann der entstandene Zwischenraum an der Unterseite der Kruste - der halben Antiklinale entlang - mit intrusiven Materialien ausgeglichen ist.
Auch prismenförmige Akkretionskeile (accretionary prisms) wurden schon zu Überbleibseln der Subduktion erklärt. Im Jahre 1998 wanderte ich zusammen mit einem Bus voll internationaler Erdwissenschaftler der Küste von Japan entlang, um die mutmaßlichen Akkretionskeile zu besichtigen. Keiner der Teilnehmer konnte sich diese als “Oberflächen-Aufschiebungen” eines Subduktionsvorgangs vorstellen, eines Vorgangs, der angeblich im dreißig Kilometer entfernten Tiefgraben geschehen sein soll. Neigungs-Variationen innerhalb dieser “Prismen” konnte man besser erklären mit Magma-Wulsten, die in der Tiefe nach Osten hin kriechen und welche dabei an der Oberfläche die Erosions- und Depositionsneigungen laufend abgeändert haben - also wiederum die „Expansions-Reibung“.
Der Gedanke von einer Pangäa und einem umrandenden Weltmeer wurde ursprünglich zu Gunsten der Vorstellung von einer flachen Welt gepflegt. Aus diesem Grunde befähigt er jetzt die modernen Pangäa-Bewohner, ihre Geografie-Kenntnisse leicht auf einer flachen Weltkarte anzubringen. Dieser Gedanke erlaubt ihnen dann, die Rückseite ihrer Sphäre zu vernachlässigen. Die Annehmlichkeit einer zweidimensionalen Erdwissenschaft wird von vielen Studierenden bevorzugt. Zum andern aber, eine voll entwickelte dreidimensionale Denkweise, die sich zugleich auch frei in der vierten Dimension “Zeit” bewegt, kann nicht so einfach ein Meer unter all den anderen als “zentral” erwählen. Und sie kann auch nicht einfach alle schwierigen Fragen in eine umgebende Panthalassa hinaus abschieben. Während die Theorie von Wegener in einem einzigen Blickfeld dargestellt werden kann, mit einer flachen Weltkarte, so wird meine Theorie verschiedene Perspektiven von Halbkugeln erfordern.
Inzwischen sind aber auch solche Menschen, die von der Erdausdehnung überzeugt sind, unter den Einfluss von alter Mythologie geraten. Zum Beispiel hat sich die Göttin Tethys, die einst den Ufern Griechenlands entlang verehrt wurde, unter fortschrittlichen Erdexpansionisten als eine dauerhafte göttliche Herrin erwiesen. Nachdem der berühmte Sprecher für die Erdexpansion, Warren S. Carey, auf seinem noch nicht expandierten Erdmodell alle Meere hypothetisch auf Null reduziert hatte, hat ihn die Tethys noch unter der Tarnung von “tethischer Abscherung” verfolgt. Dies ist ein Konzept, das ich für unnötig halte, gleich dem früheren Modell der “Panthalassa” des Alfred Wegener.