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Heiner Studt 1942 - 2021 - Nachrufe seiner Freunde

Dr. Carl Strutinski

Lieber Heiner,

du fehlst mir sehr. Ich schrieb dir vor nicht so langer Zeit, dass ich mir nicht wünsche, an meinem Grabe Abschiedsworte von einem Pfarrer zu hören. Sie sind so unpersönlich, so konventionell. Da antwortetest du mir, ich wäre zwar jünger als du, aber falls es sich ergeben sollte, dass du mich überlebst, würdest du gern die Grabrede für mich halten. Das hat mich tief beeindruckt. Du strahltest immer so viel Lebenskraft aus, warst mit deinen Ende Siebzigern so gut drauf, dass ich durchaus dachte, du könntest mich überleben.

Nun ist es anders gekommen. Du warst es, dem deine nächsten Angehörigen, deine Liebsten, Manuela und Jan Pieter, am Grabe die Abschiedsreden hielten.

An jenem etwas rauen Oktobermorgen waren ihre Worte nicht nur herzerwärmend, sondern manchmal sogar erheiternd, so dass ein Lächeln über die Gesichter der Trauergäste huschte, was nach „guter Sitte“ zwar fehl am Platze, aber gerade deshalb genau in deinem Sinne war.

Weshalb hast du so enorm viel für mich bedeutet? Es gibt mehrere Gründe, der wichtigste aber ist der, dass du so fest an mich geglaubt hast. Es gibt eigentlich nur noch zwei-drei andere Personen in meinem Leben, von denen ich das behaupten kann. Und in diesen Fällen hat sich das bei mir in Schriften niedergeschlagen, die ich ohne euren Rückhalt vielleicht nie geschrieben hätte. Das ist insofern von Bedeutung, weil das Schreiben das Einzige ist, wovon ich mir einbilde, einiges zu verstehen. Dank dir entstand eine Internetseite, die es mir erlaubte, meine erdwissenschaftlichen Gedanken, meine Gewiss- und Ungewissheiten, meine Hypothesen „zu Papier zu bringen“. Du warst, mit der Internetseite, die du mit ins Leben gerufen hast und auf der nun auch diese Zeilen erscheinen, ein geistiger Mäzen für mich.

Aber ich habe von dir auch lernen können. Ich habe mir eine neue Sicht über die Entstehung des Erdöls und der Steinkohle angeeignet und verdanke es dir, mein Schriftdeutsch verbessert zu haben. Letzteres weil du es auf dich nahmst, mehrere Hundert Seiten meiner Manuskripte korrekturzulesen und mich einmal ganz genervt auffordertest, nun endlich damit anzufangen, meine vielen „dass“ zu umschreiben.

Mit dir konnte man sich praktisch über alles gedanklich austauschen, man konnte deinen Rat einholen und sich über deine Fertigkeit im Moderieren deiner unzähligen zusammen mit Manuela veranstalteten Gesprächsrunden in eurem trauten Zuhause freuen.

Nicht zuletzt warst du es, dem ich es zu verdanken habe, dass ich mein Herzmittel Strophanthin kennen- und schätzenlernte.

Das alles will nicht heißen, dass ich alles guthieß, was du verfochtest. Manchmal schien es mir, du seiest viel zu unbeugsam in deinen Ansichten, zumindest in einigen von ihnen. Aber es war weit von dir entfernt, gegenüber denjenigen, die deine Meinung nicht teilten, nachtragend zu sein.

Deine Krankheit brach so urplötzlich über dich und uns alle, die dir nahe standen, herein, dass ich – in Anbetracht deiner manchmal umstürzlerischen Ideen, die du hattest – sogar mit dem Gedanken spielte, ob dabei eventuell „nachgeholfen“ wurde. Das bringt mich jetzt dazu, einer Idee Ausdruck zu verleihen, die mir in der letzten Zeit oft durch den Kopf surrt. Es geht praktisch nicht mehr und nicht weniger als darum, wie ich mir Darwins Evolutionstheorie visionär vorstelle, ganz im Gegensatz dazu, wie das die „Silikontaler“, oder ein Kurzweil, ein Schwab oder ein Gates sehen. Diese möchten nämlich den „Geist“ des Menschen von seinem rudimentären Körper befreien, um ihm dadurch zur Unsterblichkeit zu verhelfen. Denn auch sie haben sich die Frage gestellt: Nun gut, der Mensch, die Krönung der Schöpfung – stellt er das Ende der Evolution dar? Nein, meinen sie, die Evolution geht weiter, indem der Mensch nun damit beginnt Gott zu spielen.

Dem setze ich die Alternative entgegen: Was aber, wenn ....? Was, wenn der Tod, den die Futuristen völlig eliminieren wollen, eigentlich nur so etwas wie einen Quantensprung darstellt? So ähnlich wie etwa eine Abiturprüfung. Du musst diesen Sprung als Mensch vollführen. Je nachdem, wie du dein Leben gestaltet hast, kann der Sprung nach „oben“ oder nach „unten“ erfolgen. In letzterem Fall, wird dein „Selbst“ wiedergeboren, so wie das in einigen Religionen gemutmaßt wird, wobei es mir erlaubt sei, mich bei dem Gedanken zu amüsieren, dass gar mancher ach so hochtrabend daherkommende Politiker sich in seinem kommenden Erdenleben als Esel wiederfinden wird. Und da wir so gut wie nichts darüber wissen, was eigentlich in den Gehirnen der Kreaturen vor sich geht, können wir uns kaum vorstellen, welche Seelenpein sie durchleben müssen, daran denkend, wie sie ihr menschliches Leben vermasselt haben. Noch dramatischer könnte es diejenigen treffen, die als Schlachtvieh in ihr neues Leben eintreten! Diese müssten unbestritten als Menschen arg „danebengelebt“ haben. Doch jedem bleibt die Chance, sich über eine oder mehrere Stufen wieder hochzuarbeiten. Evolution eben, wenn auch einer anderen als von Darwin vorgesehenen Art.

Vielleicht schaffen es die Wenigsten unserer Zeitgenossen, die Hürde zu überspringen, damit sich ihr unsterbliches „Selbst“ für die von mir erahnten anspruchsvolleren Aufgaben qualifiziert. Wenn ich mir noch eine letzte Bosheit erlauben darf, würde ich fragen: hat sich wohl deshalb die Anzahl des Schlachtviehs auf Erden so stark vergrößert?!?

Falls ich mit meiner Hypothese richtig liegen sollte, lieber Heiner, bin ich aber überzeugt davon, dass du die Hürde genommen hast und auch weiterhin das deine dazu beitragen wirst, ja wohl sogar musst, die mit Geist „begnadeten“ Erdenbewohner davor zu bewahren, nicht völlig auszurasten. Du „schaffst das“!



Manuela Studt

Mein lieber Heiner,

du selbst schriebst in deinem Abschiedsbrief an „liebe Freunde und Verwandte und alle, mit denen ich künstlerisch, musikalisch und in gesellschaftspolitischen Diskussionen verbunden bin … Ich habe viel „Welt“ in mich aufgenommen und reflektiert.“
Das klingt sehr zufrieden wie: „Ziel erreicht“.

Wenn ich an über dreißig Jahre Zusammenleben zurückdenke, so waren die meisten Momente mit dir tatsächlich gleichzeitig Momente der Erfahrung von „Welt“. Nie hast du eine Gelegenheit der Begegnung mit der Welt ungenutzt gelassen, Begegnung mit Menschen und deren Gedanken, mit der lebendigen Natur, der natürlichen und künstlichen, der gegenständlichen und der metaphysischen Welt. Allem hast du dich geöffnet, keinem Zusammenstoß bist du aus dem Weg gegangen, weil du überall die Chance erkanntest, dein Bild von der Welt vertiefen, erweitern und vervollkommnen zu können.

Solche Begegnungen hast du teilweise auch selbst sehr bewusst herbeigeführt und dabei stets darauf geachtet, dass sie unvermittelt waren. Direkt bist du auf das Objekt deines Interesses zugegangen, hast es auf dich wirken lassen, um ganz sicher zu sein, dass dein Urteil dein eigenes sein würde.

Ins Visier genommen hast du dabei besonders gern das Abseitige und das Verborgene. Deine Lust war es, Schichten abzutragen, um offenzulegen, was darunter ist.

Unser Sohn Jan Pieter Studt sagte über dich:
„Er wollte die Welt verstehen, den Dingen auf den Grund gehen. Und da er wusste, dass sich die Menschheit schon oft geirrt hatte, schaute er bei seiner Wahrheitssuche nicht nur nach dem, was die herrschenden Autoritäten sagen, sondern gab auch abseitigen, verpönten, gar gefährlichen (?) Ideen eine Chance und verließ sich einzig und allein auf seine eigene Fähigkeit, die besseren Argumente erkennen und zwischen wahr und falsch urteilen zu können.“

Was unseren Planeten Erde angeht, lautete dein Urteil nach deinen Recherchen eindeutig: Sie wächst – schon oder auch erst – seit ca. 200 Millionen Jahren.
Ich zitiere noch einmal unseren Sohn:

„Heiner sprach über Vieles voller Leidenschaft, was manch einem auch zu viel werden konnte. Doch er dozierte nicht aus Eitelkeit, oder Freude an der Aufmerksamkeit, nein, vielmehr kam darin Heiners tiefer Wunsch zum Ausdruck, Andere an einer für ihn selbst bedeutenden Erkenntnis teilhaben zu lassen. Die Befriedigung, die er dabei empfand, wenn er etwas Neues, das eigene Weltbild Umstürzendes herausgefunden hatte, wollte er auch seine Mitmenschen zuteilwerden lassen.“

Dieses Bedürfnis war der Grund für viele Initiativen, die du allein oder, wie hier bei der Gründung dieser Website von der wachsenden Erde, gemeinsam mit anderen angestoßen hast.

Ich hoffe, dazu beitragen zu können, die vielen Anstöße, die du gabst, weiter wirksam bleiben zu lassen.
Deine Manuela



Frank Winkelmann

Heiners Weggang

Es gibt Menschen, denen man ein ewiges Leben wünscht, weil sie ihre Umgebung positiv aufladen, weil sie nicht nur irgendwie da sind auf dieser Welt, sondern weil die Begegnung mit ihnen immer wieder inspiriert, zu neuen Impulsen führt, Gedankenwelten öffnet, die vorher unsichtbar waren.

Solch ein Mensch bist Du.

Du bist ein Netzwerk-Knüpfer, ein Menschen-Verbinder, ein Alles-Hinterfrager. Ich spreche im Präsens, auch wenn Deine leibliche Form uns kürzlich verlassen hat. Dein Werk, Deine intellektuellen Anregungen, ja ich möchte fast sagen, Deine Aura und Deine geistige Energie sind noch immer spürbar. Wie bei einem Stein, den man ins Wasser geworfen hat, schwingen noch immer die Wellen Deiner Existenz nach.

So vieles wäre noch zu diskutieren, über viele Tagesereignisse gälte es, Deine Sichtweise zu vernehmen, Anregungen zu empfangen, um die eigene Sicht zu überdenken. Du bist ein Gegengewichts-Mensch, jemand, der festgezurrte Gewissheiten ins Wanken bringt und die Meinungen austarriert. Nur so können wir einseitigen Menschen uns der Wirklichkeit nähern, undogmatisch, neugierig und immer wieder hinterfragend.

Kunst, Kunstgeschichte, Literatur, Politik und Wirtschaft, Gesundheit und alternative Heilmethoden, Fragen der Geschichte und nicht zuletzt die Theorie der expandierenden Erde – das sind Deine Themen. Ein Buch über die Erdexpansion wollten wir schreiben, nun hast Du den Staffelstab weitergegeben. Wir noch Hiergebliebenen werden ihn aufnehmen.

Menschen, die gegangen sind, hinterlassen meist ein großes Loch, eine große Leere, sagt man. Du hinterlässt, um in diesem Bilde zu bleiben, dann etwas von der Größe eines Mondkraters oder gar eines schwarzen Lochs. Doch wie es die Buddhisten sehen, ist diese Leere nur ein anderes Wort für die unendliche Fülle.

Die geistigen Netzwerke bleiben, auch wenn wir unsere stofflichen Hüllen abgestreift haben. Etwas von uns zieht, wie die Birkeland-Ströme, ewig durch dieses Universum – und wer weiß, wo wir uns alle einst neu verkörpern.
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